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Lies das folgende Kapitel aus dem Roman »Spukhafte Fernwirkung« und nimm es als Ausgangspunkt für deinen eigenen Text. Durch Klick auf den Button hat du viermal die Möglichkeit einen neuen Textausschnitt anzufordern.

13:38 Uhr
Utopie

Marius schreibt die Übergabe für die Nachmittagsschicht und fährt den Rechner runter, und als er vom Bildschirm hochschaut, sieht er, wie Irma zu ihm herüberschaut, und es wird ihm ganz warm und er muss sich konzentrieren, dass er nicht gleich total geil wird. Ich will aber, hat Irma an dem Morgen nach der Weihnachtsfeier gesagt, leben, richtig leben, auch wenn es Verkehrstote und Arbeitsunfälle gibt, ich will keine, sagte Irma, zweihundert Jahre lang im Bett liegen und mir alles vorstellen und außerdem, ich will nochmal, und legte sich auf Marius, ficken, und Marius dachte an Irmas Vater, der Bauarbeiter war und ihr Vorbild. Später wollte Marius weiter von seiner Utopie erzählen und setzte sich auf den Heizkörper in Irmas Schlafzimmer und bemerkte zu spät, wie sich die Hitze in seinen Hintern und Oberschenkel grub, er schrie und Irma versuchte ernst zu bleiben, als sie die roten Striemen an Marius’ Hintern sah, an seinem weißen behaarten Männerhintern, der gar nicht so recht zu ihm passt, zu seiner zierlichen Statur, dem bartlosen Gesicht und der zarten Haut auf Bauch, Brust, Schultern.

Marius denkt noch immer daran, mindestens einmal am Tag, eigentlich öfter, und die Verbrennung an seinem Hintern ist noch zu sehen als rosafarbener Strich, der wie eine Bügelfalte aussieht – eine Formulierung, die Irma gefallen würde, denkt Marius, aber es hat sich keine Gelegenheit mehr ergeben, ich kann ja, denkt Marius, in der Mittagspause nicht Guten Appetit, Irma, und übrigens, die Brandnarbe, du weißt schon, die sieht jetzt aus wie eine Bügelfalte sagen. Jetzt muss er aber wirklich los, er winkt Irma beim Rausgehen zu und sie verzieht den Mund zu einem kleinen Lächeln.


Ich lese gerne, aber im Alltag komme ich oft nicht dazu, sagt Siri, es geht ihr nicht anders als den anderen, sie mag es im Grunde, wenn es ihr wie den anderen geht.


Wenn Channa Syed keine bezahlten Online-Kommentare für Visuals of London schreibt, versucht sie sich – unbezahlt – auf ihren Bachelor vorzubereiten. Sie findet es ein bisschen unfair, dass im Gegenzug der Bachelor sich nicht auf sie vorbereitet, warum muss alles immer so eingleisig ablaufen. Seit der Frühen Neuzeit bricht das hierarchische Gesellschaftsmodell zusammen, angeblich, nur ist das noch nicht in Channa Syeds Leben angekommen, warum eigentlich nicht. Und wieso eigentlich Frühe Neuzeit? Channa findet es der Neuzeit gegenüber unfair, sie bereits jetzt, wo sie noch nicht einmal zu Ende ist, in Frühe, Jüngere und Neueste Neuzeit einzuteilen. Was wenn die Neuzeit noch ewig dauert – was durchaus wahrscheinlich ist, denn welche Zeit soll der Neuzeit bitte noch folgen? Es ist schon siebzehn Uhr, und Channa hat erst zwei Seiten Fachliteratur gelesen, und noch keinen einzigen Satz geschrieben, abgesehen von den beiden Sätzen auf der Produktseite von Visuals of London. Waschen muss sie auch noch. Abgabeschluss ist in vier Wochen. Einerseits ist die Zeit ewig, zumindest die Neuzeit, andererseits rast sie.

11:39 Uhr
Schilddrüsenüberfunktion

Valentina hat endlich den Praktikumsvertrag mit Louise unterschrieben. Sie schiebt es schon den ganzen Monat hinaus, nie im Leben hätte sie so jemanden freiwillig eingestellt, sie passt überhaupt nicht ins Team mit ihrer Trachtenfrisur und ihren Augen, die aussehen, als würden sie gleich aus der Fassung kullern, wahrscheinlich Schilddrüsenüberfunktion, und jedes Mal, wenn Valentina ihr auf dem Flur oder auf dem Klo oder sonstwo begegnet, möchte sie sie am liebsten schütteln und sagen, mein Gott, jetzt geh doch mal zum Arzt.

Aber erstens macht sie so etwas nicht und zweitens hat Mr. Mchay sie vorgeschlagen, und Mr. Mchay schlägt nur Leute vor, die er kennt oder die jemand kennen, die er selbst gut kennt, wenn nicht sogar sehr gut, wahrscheinlich ist sie irgendwie verwandt mit ihm, auch wenn Valentina sich das nicht vorstellen kann, weil diese Louise nicht wie jemand wirkt, der im Umfeld eines Mr. Mchays aufgewachsen ist. Wahrscheinlich ist Mr. Mchay mit Louises Großtante zur Schule gegangen, irgendwann in der Mitte des letzten Jahrtausends, oder er hat ihren Vater überfahren oder steht sonstwie in der Schuld ihrer Familie.

Was interessiert dich an dieser Szene? Eine der Figuren? Der Ort? Ein bestimmtes Wort? Es kann auch sein, dass du ein Gefühl ausdrücken möchtest, eine Stimmung, die dich bewegt. Oder etwas, das du beobachtet hast und dich vielleicht schon länger beschäftigt.

Und noch etwas: Mach dir keine Sorgen um Grammatik und Rechtschreibung, etwaige Fehler werden von der 4. Perspektive korrigiert.

BEREIT?

Wo spielt deine Szene? Wähle einen Ort oder erfinde einen neuen. Du kannst auch Orte aus dem vorgeschlagenen Text nehmen.

Wer ist die Figur in deinem Text? Wähle eine Figur oder erfinde eine neue. Du kannst auch Figur(en) aus dem vorgeschlagenen Text nehmen.

Was mag deine Figur, was mag sie nicht? Wähle Vorlieben und Abneigungen aus oder denke dir selbst etwas aus, das zu deiner Figur passt. Du kannst dich auch vom vorgeschlagenen Text inspirieren lassen.

Was beschäftigt deine Figur, was ist ihr Problem? Wähle ein Problem aus der Liste aus oder erfinde ein neues.

Und nun nur noch zu dir: